Kommt der Kompressor zuerst oder der Equalizer? Wie ist die richtige Reihenfolge von EQ und Kompressor beim Abmischen? Dieser Frage möchte ich in diesem Artikel auf den Grund gehen.
Equalizer oder Kompressor
Mit einem Equalizer werden bestimmte Frequenzen abgesenkt oder angehoben. Ein Kompressor reagiert auf die Eingangslautstärke des Signals und reduziert laute Passagen, die den sogenannten Threshold übersteigen.
Das sind zunächst einmal die groben Unterschiede. Aber welcher Effekt wird beim Mixing zuerst in der Signalkette aktiv geschaltet?
Diese Eine richtige Antwort gibt es bei diesem Beispiel nicht. Allerdings existiert eine Routine, die wohl die meisten Tontechniker nutzen, welche ich auch selbst anwende und empfehlen kann. Welche Methode das ist und warum diese oft gewählt wird, möchte ich dir jetzt erklären!
Der Equalizer vor dem Kompressor beim Abmischen
In den meisten Mixing-Projekten wird man wohl die Reihenfolge Equalizer und anschließend Kompressor sehen.
Aber warum ist das so? Der Vorteil dabei ist, dass man das Audiomaterial vor der Kompression schon mal frequenztechnisch ausbalancieren kann. Also bestimmte Frequenzen können abgesenkt werden.
Wie bereits erwähnt reagiert der Kompressor anhand des Thresholds auf die eingehende Lautstärke. Umso mehr der Threshold überstiegen wird, desto stärker die Kompression.
Da kommt der Equalizer ins Spiel. Ist ein Frequenzbereich besonders stark überbetont, sorgt dieser dafür, dass der Kompressor stärker arbeiten muss. Besonders stark fällt der Effekt beim Mastering auf. Ist zum Beispiel der Bassbereich deutlich stärker als der Rest, bearbeitet der Kompressor alle anderen Frequenzbereiche gleich stark. Dadurch können unter Umständen andere Frequenzbereiche deutlich in Mitleidenschaft gezogen werden.
Um diesem Effekt entgegenzuwirken macht es Sinn, den in diesem Beispiel überbetonten Bereich mit dem Equalizer abzusenken.
Aber Achtung! Das bedeutet nicht, dass man wahllos überbetonte Frequenzen wahllos beschneiden sollte, nur damit der Kompressor weniger in das gesamte Audiomaterial eingreift. Es geht hierbei um Frequenzen, die für das Audiomaterial keinen Nutzen haben. Ja sogar dem Klang schaden. Zum Beispiel störende Resonanzen. Es ist dabei absolut nicht zielführend einfach alle Frequenzen leiser zu machen. Dadurch würde der Effekt komplett verpuffen.
Für uns ist es wichtig, dass der Kompressor alle wichtigen Frequenzen gleichmäßig in der Dynamik einschränkt. Störfrequenzen rücken bei fehlender Bearbeitung durch den Equalizer nur noch stärker in den Vordergrund.
Wie muss der Equalizer eingestellt werden?
Das Wichtigste bei der Einstellung ist, dass mit dem EQ vor dem Kompressor nur abgesenkt wird. Mit diesem Equalizer sollten keine Frequenzbereich angehoben werden. Allgemein rate ich von dem Anheben mit dem Equalizer ab. Warum das so ist erkläre ich in dem folgenden Video.
Wie gesagt Störfrequenzen sollten entfernt aus dem Audiomaterial entfernt werden. Alles was gut klingt und zu dem organischen Klang des Instruments oder der Stimme beiträgt, sollte dringend erhalten bleiben.
Kompressor nach Equalizer
Da Kompressoren maßgeblich den Klang beeinflussen können, ändert sich dadurch natürlich auch die Betonung bestimmter Frequenzbereiche. Das kann bei jedem Kompressor ein anderer Bereich sein.
Dabei könnte zum Beispiel trotz professioneller Kompressoreinstellung der Bassbereich etwas dünner klingen.
Equalizer nach dem Kompressor beim Abmischen
Um diese eventuellen Schwächen wieder auszugleichen empfehle ich einen weiteren Equalizer nach dem Kompressor einzusetzen. Dieser sollte allerdings wiederum hauptsächlich Frequenzen anheben. Da sonst der Kompressor eventuell neu justiert werden muss.
Gibt es Ausnahmen bei der Reihenfolge?
Eine wirkliche Ausnahme die Sinn macht, gibt es in diesem Fall meiner Meinung nach nicht. Diese Vorgehensweise nutze ich beim Abmischen von Einzelsignalen, Subgruppen und beim Mastering.
Ob der zweite Equalizer notwendig ist, muss man von Fall zu Fall entscheiden. Gerade beim Mastering ist der zweite Equalizer in meinen Projekten absoluter Standard geworden, um dem Song noch den letzten Glanz zu verpassen.
Beim Mixing von Einzelspuren nutze ich in der Regel nur EQ und Kompressor.
Die richtige Reihenfolge von Equalizer und Kompressor gibt es nicht
Der hier beschriebene Vorgang ist der Übliche. Die Vorgehensweise ist zu meiner Meinung nach zu empfehlen. Allerdings wird es Tontechniker geben, die nur einen Equalizer nutzen oder den EQ nach dem Kompressor.
Für mich hat sich die beschriebene Variante immer als sehr effizient erweisen, vor allem aus den genannten Gründen.