Wie kann ich die Kick fetter machen? Das ist eine Frage, die sich viele Mischer und Produzenten stellen. Die Antworten möchte ich euch in diesem Artikel geben.
Wie mache ich die Kick fetter?
Um eine Kick anzudicken gibt es viele Wege. Nicht jeder Weg passt zu jeder Kick. Mit diesem Artikel möchte ich dir aber alle Werkzeuge zeigen, die es möglich machen werden, jede Kick besser in den Mix zu integrieren. Manchmal reicht ein Werkzeug, bei anderen Drums muss man mehrere miteinander kombinieren.
Equalizer
Ein Tool, welches ich immer benutze ist der Equalizer. Das ist der erste Effekt in meiner Signalkette. Denn meistens reicht das abschwächen und anheben einiger Frequenzen aus, um die Kick anzudicken. Umso wichtiger ist es, dass man diese kennt.
Für mehr Bass sollte man definitiv einen Bereich zwischen 50 und 80 Hz boosten. Im Idealfall nimmt man die Frequenz des Grundtons und hebt diese hervor. Um diese zu ermitteln, benötigt man einen Tuner oder einen Equalizer mit Analysefunktion. Der Q-Faktor sollte eher schmalbandig sein. Obwohl viele bekannte Mixing-Enginners dazu neigen das Material mit einem Low-Shelf anzuheben, würde ich meistens davon abraten, da man sich auch ungewünschte und hörbare Frequenzen in den Mix zieht. Diese besitzen viel Energie und können den Mix überladen, obwohl man sie gar nicht wahrnimmt. Falls mit einem Low-Shelf anhebt, sollte man dazu einen Low-Cut nutzen, um Frequenzen bis mindestens 30 Hz rauszufiltern.
Ein Boost zwischen 100 und 200 Hz kann dem Material Bauch verleihen. Für Akustik-Drums eignen sich diese Frequenzen sehr gut. Bei elektronischen Sample-Drums würde ich meiner Erfahrung nach davon abraten, da diese schon meist sehr bauchig daher kommen.
Falls die Kick zu mächtig, aber nicht fett im Mixdown klingt, empfiehlt es sich die Frequenzen zwischen 150 und 400 Hz nach einem „wummern“ zu durchsuchen und diese breitbandig (Q-Faktor sollte kleiner als 3 sein) zu reduzieren.
Die Kick braucht mehr Attack und Klick? Dafür eignet sich ein Boost zwischen 1 und 4 kHz.
Übrigens mit einem Shifter-EQ kann man zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen. Dieser hebt die benannte Frequenzen zwischen 50 und 80 Hz an und senkt die wummernden im gleichen Verhältnis ab. Aber natürlich benötigt man so einen Equalizer nicht aber er spart einen Klick. Ein Equalizer der dieser Shifter-Funktion besitzt, ist der Brainworx Digital V3.
Kompression
Beim Einsatz des Kompressors ist es wichtig, dass die Transienten (der Anschlag) durchkommen. Deshalb sollte der Kompressor eine lange Attack von mindestens 50 ms haben. Sonst kann die Kick schnell matschig und platt klingen. Bei selbstaufgenommen Drums empfehle ich dringend den Einsatz. Kickdrums aus der Sample-Library sind meist schon komprimiert. Durch zusätzliche Kompression kann man das Sample schnell tot komprimieren. Falls man das Gefühl hat, dass der Anschlag zu stark ist und der „Bauch“ der Kick zu leise ist, dann sollte man allerdings auch bei Drumsamples einen Kompressor nutzen.
Die besten Erfahrungen habe ich mit einer Ratio von 4:1 oder 8:1 gemacht.
Distortion
Falls die Kompression und der Equalizer noch nicht genug Druck erzeugt haben, kann man mit Verzerrung arbeiten. Durch Distortion oder Overdrive fügt man der Kick Obertöne hinzu. Dadurch wird diese deutlich präsenter. Man sollte den Effekt subtil einsetzen, da es sonst schnell kaputt und übertrieben klingt. Aber in der richtigen Dosis macht die Verzerrung die Drums deutlich dicker.
Vor allem bei 808-artigen Sounds setze ich diesen Effekt gerne ein. Vor allem, weil durch die Obertöne tiefe Kicks auch auf Computer und Handylautsprechern hörbar werden. Der ein oder andere kennt das Problem vielleicht. Die Kick klingt auf den Studioboxen und Kopfhörern super aber auf bassschwachen Lautsprechern ist sie kaum noch zu hören. Genau da sollte man unbedingt Distortion hinzufügen.
Dafür eignen sich Plugins, Distortion, Overdrive, Gitarrenverzerrer oder auch Bandmaschinen, die heiß gefahren werden. Alle arbeiten und klingen ein wenig anders. Ich persönlich mag das Overdrive Plugin von Logic Pro am liebsten für Drums.
Parallel Kompression
Mehr Präsenz und „pocken“ kann man auch durch Parallel Kompression erreichen. Im Gegensatz zu einer einfachen Kompression bleiben alle Feinheiten, wie Transienten enthalten. Durch die stark bearbeitete zweite Spur bekommt die kick mehr Wucht und Punch.
Dafür kopiert man die Spur und komprimiert sie extrem. Gerne kann sie auch übersteuern (muss aber nicht). Dann mischt man sie Stück für Stück dazu. Allerdings sollte die Lautstärke des komprimierten Materials nur dazugefahren werden und nicht lauter sein, als die Originale Spur. Sonst klingt es einfach Platt und verfehlt den kompletten Effekt.
Noch besser wirkt dieser Effekt auf einem kompletten Drumset.
Drum-Tuning
Ein wichtiger Punkt, der oft vergessen oder übersehen wird, ist das Stimmen der Drums. Keiner würde ein verstimmtes Instrument im Mix hören wollen, aber viele verzichten auf den richtigen Ton bei den Drumelementen. Dabei kann das richtige Tunen schon viel Arbeit abnehmen. Ein Grund warum man eine Kick trotz der genannten Werkzeuge nicht in den Mix bekommt, kann die falsche Stimmung sein.
Idealerweise stimmt man die Kickdrum auf den Grundton des Songs. Dafür kann man einen Tuner oder einen Equalizer mit Analysefunktion nutzen.
Subkick
Der Trick gehört zum Layering, also dem Schichten von Sounds. Dadurch wird einer bassschwachen Kickdrums ein ordentliches Volumen verliehen. Und jeder Clubgänger wird es einem Danken. Das sind die Frequenzen die richtig „wumms“ haben.
Dieser Effekt macht Sinn, wenn der Song allgemein wenig Bass zu bieten hat und man das Soundbild andicken möchte. Wichtig dabei ist, dass die Bassdrum gestimmt ist, sonst wird die passende Subkick schief klingen.
Für die Subkick nimmt man die Frequenz der Kick, also den Grundton des Songs, und teilt diese durch zwei. Falls ihr euch die Frequenztabelle noch nicht angeschaut habt, solltet ihr euch das noch mal anschauen. Dann nehmt ihr einen Noise-Generator, den so gut wie jede DAW und jedes analoge Mischpult hat und wählt einen Sinuston aus. Anschließend stellt man die passende Frequenz ein. In der DAW inseriert man anschließend einen Gate, der Abhängig zur Kick arbeitet. Das bedeutet, dass das Gate die Sinuswelle nur durchlässt, wenn die Kick spielt.
Ein anderer Weg, wäre es einen Synthesizer mit einer Sinuswelle einzustellen und diesen eine Okatve tiefer im Grundton zu spielen. Diese Herangehensweise ist definitiv ein wenig unkomplizierter und flexibler.
Mit diesen Werkzeugen sollte euch das mischen der Kickdrum leichter fallen. Meine persönliche Herangehensweise ist eigentlich meistens die gleiche. Sofern die Kick schon getuned ist, nutze ich einen Equalizer und packe anschließend das Logic Pro Overdrive Plugin auf die Kickdrum. In 99% der Fälle erhalte ich damit mein perfektes Ergebnis. Aber jeder sollte die verschiedenen Werkzeuge ausprobieren und schauen, welche am besten zu einem passen. Viel Spaß beim Kick fetter machen!
Comments 6
Super Artikel! Gerade dieser Punkt hilft weiter: „die Frequenzen zwischen 150 und 400 Hz nach einem „Wummern“ zu durchsuchen und diese breitbandig ( Q-Faktor von 3-5) zu reduzieren.“
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Hi Boni, das freut mich, dass dir der Tipp weitergeholfen hat.
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