Wenn wir von einem Delay sprechen, sind allgemein Verzögerungen gemeint. Diese beziehen sich beim Mixing auf ein Ursprungssignal, wie zum Beispiel eine Stimme, Kickdrum oder sonstige. Dabei ist es egal wie lang oder kurz die Verzögerung ist.
Mit einem Delay bis circa 1,5 ms können Mono-Signale im Stereobild verbreitert werden beziehungsweise psychoakustisch gedoppelt werden. Wie das genau geht, erkläre ich in einem anderen Artikel.
Ab einer Verzögerung von 30 ms spricht man von Echos. Das menschliche Ohr kann ab dieser Länge einen Unterschied zwischen Original- und Effektsignal feststellen.
Welche Delays eignen sich für das Mischen von Stimmen?
Diese Frage kann man leider nicht pauschal beantworten, außer mit den Worten: „Gut ist, was passt“! Aber natürlich passen in der Regel manchen Einstellungen öfter besser als andere. Das liegt daran, dass wir bei der Stimme unbedingt die Verständlichkeit beibehalten wollen. Deshalb müssen wir zuerst ein Delay auswählen, was zu der Stimmung des Songs passt und anschließend auf die Parameter Feedback und Delay-Time achten.
Slap-Delay
Dieses ist ein relativ kurzes Echo, welches ein wenig flatternd klingt. Vor allem durch den Einsatz bei Songs von dem King of Rock n‘ Roll Elvis Presley wurden dieser Effekt bekannt. Die Länge der Verzögerung beträgt zwischen 60 und 120 ms. Mit dem gezielten Einsatz des Slap-Delays kann die dreidimensionaler und voller im Mix klingen. Mehr Information zu dem Slap-Delay gibt es in dem Artikel: Mit dem Slap-Delay Gesang abmischen – inklusive Video-Tutorial.
Stereo-Delay
Mit einem Stereo-Delay werden allgemein Echogeräte gemeint, die mehrere Ausgänge besitzen, welche die Möglichkeit besitzen mindestens zwei Verzögerungen auszuspielen. Diese sind in der Regel unterschiedlich verzögert. Dadurch wandert das Signal im Mix.
Gerne nutze ich persönlich die Einstellung 1/4 auf rechts und 1/8 auf links.
Wie stelle ich das Echo für Gesang ein?
Damit ein Echo in einem Song rhythmisch gut klingt, sollte es unbedingt einem bestimmten Notenwerte zugeordnet werden. Vor allem bei einem Echo mit einer längeren Verzögerung (etwa einer halben Note) muss das Gerät oder Plugin mit dem Songtempo im Einklang sein, außer man nutzt es bewusst als Effekt den Song zum „stolpern“ zu bringen. Nicht jedes Delay-Gerät besitzt eine Temposynchronisation. Aus diesem Grund möchte ich euch zeigen, wie man passende Notenwerte ganz einfach mit dem Taschenrechner berechnen kann.
Delay-Time
Dafür benötigen wir eine Minute in Millisekunden und das Tempo des Songs. Eine Minute hat 60 Sekunden und eine eine Sekunde sind 1000 Millisekunden. 60 x 1000 = 600000. Diese Zahl könnt ihr euch auch einfach merken, wenn ihr sie jetzt einmal wisst, denn sie kommt immer wieder vor. Wir gehen bei dem Song von einem Tempo von 120 BPM (Beats per Minute) aus.
60000 : 120 (BPM) = 500 (1/4)
Jetzt haben wir den Wert für eine Viertelnote berechnet. Wer eine halbe Notenlänge berechnen möchte multipliziert das Ergebnis mal zwei und wer eine 1/8 Note berechnen möchte, dividiert durch zwei. Für eine 1/16 Note muss das Ergebnis durch vier dividiert werden und so weiter.
Meiner Erfahrung nach eigen sich vor allem die Notenlängen 1/8 und 1/16 für die Hauptstimme und für lange Pause 1/4 und 1/2 Noten.
Feedback
Dieser Parameter beschreibt die Rückkopplung des Echos. Das Echo wird vom Ausgang wieder in den Eingang geleitet. Bei dieser Einstellung ist Vorsicht geboten. Zu hohe Einstellung können extreme Rückkopplungen verursachen, die nicht nur den Mix ruinieren, sonder im schlimmsten Fall eure Ohren. Viele Plugins haben eine Art Limiter, die so ein gefährliches Aufschaukeln der Lautstärke verhindern. Allerdings bei vielen Hardwaregeräten besteht diese Gefahr. Schraubt aus diesem Grund den Feedbackregler von 0% leicht nach oben.
Feedbackwerte über 50% machen meiner Erfahrung nach auch selten Sinn, da sie den Mix vermatschen und ein ständiges Gesäusel im Hintergrund rum schwirrt. Dadurch verlieren die Stimmen schnell an Präsenz. Ansonsten gilt es, verschiedene Prozenteinstellungen auszuprobieren.
Bei einem kurzen Delay, wie zum Beispiel dem Slap-Delay würde ich generell höhere Feedbackwerte nutzen, um das Delay voller zu machen. Bei Delays mit mindestens 1/8 Noten-Einstellungen eigenen sich oft Werte zwischen 30% und 40%.
Wie bekomme ich das Echo der Stimmen in den Mix?
Wie auch bei dem Einsatz eines Hallgeräts ist es wichtig, dass der Effektkanal dem Originalsignal untergeordnet wird. Deshalb ist auch hier der Equalizer extrem wichtig. Um es weiter von der Hauptspur zu trennen, kann man weitere Effekte nutzen.
Equalizer beim Echo
Das Low-End kann beim Echo großzügig weggeschnitten werden. Selbst bei Männerstimmen kann man ohne Probleme bis 200 Hz filtern.
Den Hi-Cut würde ich bei Männern und Frauen gleichermaßen bis circa 8 kHz ansetzen. Bis 3-4 kHz würde ich zusätzlich mittels Hi-Shelf ein paar dB Filtern, um die letzte Brillanz aus dem Echo zu nehmen. Diese Einstellung hat sich bei mir oft bewährt, jedoch muss man von Stimme zu Stimme schauen. Diese Werte können als Ausgangspunkt dienen.
Effekte im Echo-Return
Um das Echo besser unter die Hauptstimme zu mischen eignen sich Effekte wie Phaser, Flanger, Chorous und ähnliche Effekte. Ein weiterer Vorteil solcher Effekte auf dem Echo, kann ein verbreitertes Stereobild sein. Hier heißt es experimentieren und ausprobieren.
Comments 4
Pingback: Was ist die perfekte Abhörlautstärke? - abmischenlernen.de
Pingback: Transparenz im Mix durch Panning! - abmischenlernen.de
Pingback: Gesang und Rap Vocals doppeln ohne Aufnahme!
Pingback: Abmischen und Produzieren mit Kopfhörern - abmischenlernen.de