Der Kompressor ist mit dem Equalizer das wichtigste Werkzeug eines Mixing-Engineers. Deshalb sollte jeder, der Songs abmischt, wissen, wie man mit ihm umgeht. Wichtige Audio-Kompressor Einstellungen für Vocals, Drums, Gitarre und Bass gibt es in diesem Artikel.
Wie funktioniert ein Kompressor?
Um den Audio Kompressor richtig einstellen zu können, muss man die Parameter kennen. Wer sich mit den Parametern Threshold, Attack, Release, Ratio auskennt, kann diesen Abschnitt überspringen und direkt zu den Einstellungen gehen.
Kompressor Threshold
Der Threshold (Schwellwert) beschreibt den dB Wert ab dem der Kompressor anfangen soll zu arbeiten. Vor allem von Anfängern wird dieser Wert oft Außer acht gelassen. Ich habe es mehrfach beobachten können, dass die Attack und Releasezeiten perfekt eingestellt waren, aber der Kompressor nicht gearbeitet hat. Das lag daran, dass der Threshold falsch eingestellt war.
Ist der Schwellwert zu niedrig, sorgt das für zu extreme Kompression. Um den Wert richtig zu erfassen, sollte man sich langsam rantasten.
Ein Beispiel: Der Song ist am lautesten Punkt in der Summe bei -6dB und der Threshold auf -4 dB eingestellt. In diesem Fall würde der Kompressor nicht arbeiten. Wäre er auf -10dB eingestellt, arbeitet der Kompressor.
Ein guter Indikator, ob der Kompressor überhaupt etwas macht, ist die Kompressionsanzeige. Diese kann verschieden aussehen. Es gibt Kompressoren mit digitalen Punkt- oder Wertanzeigen aber auch welche, bei denen man die Zeiger ausschlagen sieht.
Achtet dringend darauf, dass diese Anzeigen blinken oder ausschlagen. Falls nicht liegt es in der Regel an dem falsch eingestellten Threshold. Das ist auch einer der häufigsten Fehler, den ich bei unerfahrenen Mixern sehe.
Was macht die Attack, wenn man den Kompressor einstellt
Die Attack beschreibt, wann der Kompressor nach überschreiten des Thresholds einsetzt. Ist die Attack auf 0ms eingestellt, wird das Audiosignal sofort nach Überschreiten des Schwellwertes komprimiert.
Ist die Attack auf zum Beispiel 30 ms eingestellt, reagiert der Kompressor erst 30 ms nach überschreiten des Thresholds. Dieser Parameter ist extrem wichtig um die Lebendigkeit des Songs beizubehalten.
Was macht die Release, wenn man den Kompressor einstellt
Der Release beschreibt die Zeit, in der der Kompressor noch arbeitet, nachdem der Threshold unterschritten wurde.
Zum Beispiel wurde die Releasezeit auf 0ms eingestellt. Der Threshold auf -8 dB. Das Audiosignal unterschreitet diese -8dB. Genau in diesem Moment würde der Kompressor aufhören zu komprimieren. Wäre die Releasezeit auf zum Beispiel 250ms eingestellt, arbeitet er 250ms weiter nach Unterschreiten des Thresholds.
Ratio einstellen beim Kompressor
Die Ratio beschreibt das Verhältnis, in dem das Audiomaterial überhalb des Thresholds komprimiert wird.
Beispiel: Der lauteste Punkt des Songs liegt bei -6dB und der Threshold ist auf -10dB eingestellt. Attack und Releasezeit liegen beide bei 0ms. Die Ratio beträgt 2:1.
In diesem Fall würde der Kompressor das Audiomaterial um 2 dB absenken. Die Rechnung dabei ist ganz einfach:
- 10dB (Threshold) – 6dB (Songpeak) = 4 dB
- 4 dB : 2 (Ratio: 2:1) = 2 dB
Dabei ist es auch noch mal ganz wichtig zu sagen, dass der Kompressor nur absenken kann. Er macht das leise Material nicht lauter, sonder das laute Material wird leiser.
Kompressor Einstellungen Drums
Drumelemente leben von den Transienten. Transienten sind kurze perkussive Anschläge. Einfach gesagt, eine kurze aber extreme Lautstärkeveränderung. Durch solche Veränderungen entsteht ein lebendiges Klangbild. Deshalb sollten die Transienten durch die Kompression nicht verloren gehen.
Dies kann man erreichen in dem man die Attackzeit eines Kompressors lang einstellt. Ich empfehle mindestens 30ms. Bei 808 Kicks oder ähnlichem Material kann man diesen Wert auch auf 50 ms hochsetzen.
Die Releasezeit ist bei Drums nicht ganz so entscheidend, wie die Attack. Allerdings würde ich vor allem bei schnelle Drumabfolgen dazu raten, die Relase extrem kurz zu halten. Der Grund dafür ist einfach. Besonders bei schnell gespielten Bassdrums und seien es “Four to the Floor Beats” mit 128 Bpm würde eine lange Release nur dazu führen, dass der Kompressor nicht mehr aufhört zu arbeiten.
Das Resultat wären platte und unlebendige Sounds. Durch eine schnelle Release geht der Kompressor sofort nach Überschreiten des Thresholds in den Ausgangszustand zurück und wird dann wieder neu ausgelöst.
Bei der Ratio kann ich 4:1 oder 8:1 empfehlen. Dadurch wird das Audiomaterial schon ordentlich gestaucht, was mehr Präsenz bringt, aber es behält noch genug Leben, um nicht zu statisch zu klingen.
Allgemein kann man sagen, dass zu extrem eingestellte Kompressoren die Drums flach und eindimensional klingen lassen. Im Umkehrschluss sind gut eingestellte Drumkompressoren in der Lage das Audiomaterial voluminös und druckvoll klingen zu lassen.
Drums Kompressor Zusammenfassung:
- Attack sollte mindestens auf 30ms eingestellt werden
- Release möglichst kurz halten
- Ratio: 4:1 oder 8:1
Kompressor Einstellungen E-Gitarre
Lead-Gitarren leben von der Präsenz. Jede Note soll glänzen und hörbar sein. Im Gegensatz zu einer Akustikgitarre lebt eine Lead-Gitarre nicht von dem Anschlag (Transient) allein. Aus diesem Grund kann man hier eine sehr kurze Attackzeit wählen, die unter 5ms liegt. Im Normalfall stelle ich den Kompressor auf 1ms, um die E-Gitarre von Anfang an unter Kontrolle zu bringen.
Die Relase kann ruhig lang eingestellt werden. In Zahlen würde ich eine Release ab 80ms empfehlen. Dadurch bleibt die Gitarrelautstärke auch bei schnellen Riffs schön ausgeglichen. Der Kompressor wird nicht immer von Neuem ausgelöst.
Um die Leadgitarren in den Vordergrund zu rücken, kann man eine Ratio von 4:1 auswählen.
Durch Verzerrungen vom Amps und Pedalen sind E-Gitarren ohnehin schon sehr komprimiert. Allerdings kann man mit einem zusätzlichen Kompressor noch ein paar Prozent rauskitzeln.
E-Gitarren Kompressor Zusammenfassung:
- Attack sollte kürzer als 5ms sein
- Release sollte über 80 ms liegen
- Ratio: 4:1
Kompressor Einstellungen Akustik Gitarre
Bei einer Akustikgitarre ist der organische Sound sehr wichtig. Aus diesem Grund müssen die Transienten erhalten bleiben. Deshalb ist es Ratsam eine Attackzeit von circa 20ms zu wählen. Dadurch bleiben die Gitarrenanschläge schön enthalten.
Da die Dynamik essenziell ist, ist es ratsam die Gitarrenspur mit einer Release unterhalb von 50ms zu bearbeiten. Dadurch springt der Kompressor schnell genug zurück, um die neu angespielten Transienten durchzulassen.
Die Ratioeinstellung kann hier sehr unterschiedlich sein. Dabei kommt es wirklich auf den Stil an. Realistisch sind Einstellungen zwischen 2:1 und 8:1.
Akustik Gitarren Kompressor Zusammenfassung:
- Attack über 20ms, um Dynamik zu behalten
- Release unterhalb von 50ms
- Ratio zwischen 2:1 und 8:1
Kompressor Einstellungen Bass
Der Bass ist ein tragendes Element. Er sollte immer gut hörbar sein. Das oberste Ziel der Bass Komprimierung ist also Kontrolle und Verständlichkeit.
Aus diesem Grund müssen Basspeaks (Lautstärkeausreißer) schnell eingefangen werden. Deshalb ist es eine möglichst schnelle Attack nötig. Doch Vorsicht! Beim Bass kann eine zu schnelle Attack zu ungewünschten Knacksern führen. Deshalb empfehle ich hier den Grundsatz: So niedrig wie möglich, so hoch wie nötig. Allgemein gesprochen sollte die Attack aber unter 10ms liegen.
Die Release hingegen sollte sehr lang sein. Über 300ms sind dabei keine Seltenheit. Beim Bass geht es um Kontrolle. Bei einem funkig perkussiven Slapbass kann man die Release etwas kürzer machen. Bei normalen lang gespielten Bässen sollte die Release aber über 300ms liegen für möglichst viel Kontrolle.
Durch eine zu starke Ratio in Kombination mit einem zu starken Threshold kann der Bass dazu neigen, dünn zu werden. Ich verwende im Normalfall eine Ratio zwischen 2:1 und 4:1. Damit bekommt man den Bass gut unter Kontrolle und hat trotzdem noch genug Dynamik.
Bass Kompressor Zusammenfassung
- Attack: So niedrig wie möglich, so hoch wie nötig.
- Release: mindestens 300 ms , eventuell kürzer bei Slap-Bass
- Ratio: 2:1 oder 4:1
Kompressor Einstellungen Gesang
Um Vocals ganz vorne im Mix zu platzieren, ist der Kompressor das beste Werkzeug. Eine falsche Einstellung des Kompressors kann den Gesang allerdings unnatürlich klingen lassen. Sprache lebt von Transienten. Aus diesem Grund müssen diese erhalten bleiben. Eine Attack von mindestens 30ms ist ein guter Startpunkt.
Um die Transienten und Dynamik weiterhin zu erhalten, sollte die Release sehr schnell sein. In Zahlen ausgedrückt wäre das schneller als 10ms. Interessant ist auch der Vergleich zwischen einer langen und kurzen Releasezeit. Steht man auf sehr direkten “in your face” Sound muss die release sehr schnell sein. Für Backing Vocals, die im Hintergrund stehen, kann die Release ruhig deutlich langsamer sein.
Eine gute Ratio für Gesang und Rap ist 4:1. Dadurch bekommt man genug Kontrolle im Mixing und behält genug Dynamik, damit die Stimme natürlich klingt.
Gesang Kompressor Zusammenfassung:
- Attack zwischen 30 und 60ms
- Release unter 10ms
- Ratio: 4:1
Kompressor einstellen – 6 Regeln worauf man achten sollte im Mix!
In diesem Video stelle ich euch nochmal 6 regeln vor beim Kompressor einstellen, die den Mix definiv werden.
Schlusswort zu Kompressor Einstellungen
Abschließend möchte ich sagen, dass diese Werte niemals in Stein gemeißelt werden sollten. Diese Angaben dienen als Startpunkt, um schnell in eine sinnvolle Richtung zu gehen. Für mich haben sich diese Einstellungen bewährt. Allerdings weiche ich auch hin und wieder selbst leicht davon ab. Da eine Aufnahme nie einer anderen gleicht.
Falls etwas trotz dieser Kompressor Einstellungen nicht gut klingt, probiert die Parameter zu verändern. Traut euch!
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